Damit die Ehe nicht im Rosenkrieg endet
Daran sollte man schon vor der Hochzeit denken
FOCUS-TOP-100 Scheidungsanwalt Michael Eitel
in der Nürnberger Zeitung
In der Woche vor dem Valentinstag wird im Rahmen der „Marriage Week“ die Ehe gefeiert“. Manchmal gehen Ehen – trotz aller guten Vorsätze aber in die Brüche. Die Gründe dafür kennt wohl kaum einer besser als ein Mensch, der sich beruflich auf gescheiterte Ehen spezialisiert hat. Michael Eitel ist so jemand. Der Nürnberger Scheidungsanwalt kümmerst sich seit 30 Jahren um kaputte Ehen – und kennt die kritischen Phasen ganz genau.
Herr Eitel, „Scheidung“ ist gerade zu Jahresbeginn ein häufiger Suchbegriff bei Google. Woran liegt das?
Michael Eitel:
Wenn die emotionalen Wogen aufgrund der Lebensumstände hochgehen, steigt der Eingang der neuen Scheidungen. Typischerweise passiert das an Weihnachten. Das Fest der Liebe ist eine unglaubliche Belastung für alle kaputten Beziehungen. Oder im Sommer nach der Urlaubsphase, wenn man – etwa der Kinder wegen – noch einmal zusammen wegfährt und merkt, dass das der Gesundheit eher abträglich als zuträglich war.
Gibt es Phasen, in denen Ehen besonders in Gefahr sind?
Michael Eitel:
Ich sehe drei. Es gibt junge Ehen, bei denen man nach zwei, drei Jahren feststellt, dass die Bindungswahl nicht der absolute Treffer war und man dann die Reißleine zieht.Dann gibt es Phasen in der Ehe, in der die Belastung hoch ist. Kinder, Hausbau, Karriere – da kann die Beziehung in die Krise geraten. Bei solchen Scheidungen geht es dann um alles: Unterhalt, Haus, Zugewinn…
Die dritte kritische Phase folgt, wenn eigentlich schon alles erledigt ist. Da überlegen dann meistens die Frauen, die ja sowieso mit einem viel größeren Ohr am Puls der Beziehung lauschen: „Ist das noch mein Mann, bedeutet er mir noch etwas“?
Viele Jahre Erfahrung im Scheidungsrecht: Michael Eitel
Jemand will die Scheidung. Sollte er zuerst mit einem Anwalt reden, bevor es der Partner erfährt?
Michael Eitel:
Eine Ehe zu beenden sollte keine strategische, sondern eine emotionale Entscheidung sein. Im Prinzip bin ich ein großer Fan der Ehe. Man hält sich als Duo gegenseitig den Rücken frei. Und deshalb sollte man zuerst mit dem Partner reden und nicht mit dem Anwalt.
Und wenn der Partner ein Mistkerl ist?
Michael Eitel:
Mit der Aussage kommen wenige Mandanten in die Kanzlei. Es kommt selten vor, dass jemand sagt, dass der Hund blechen soll bzw. die Gebeine der Frau in der Sonne schmoren sollen. Im Grunde hat schließlich jeder Mandant vier Ziele.
Man will seine Interessen wahren, es soll schnell gehen, wenig kosten. Das vierte Ziel ist das Einhalten eines ethischen Anspruchs, den man an sich selbst stellt. Ich höre oft: „Ich will ja bezahlen, was ich bezahlen muss“ oder „er soll seine Kinder ja sehen, aber eben nicht so oft“.
Lässt sich das unter einen Hut bekommen?
Michael Eitel:
Die meisten Mandanten wollen die Quadratur des Kreises – aber Interessenwahrung, Schnelligkeit und Kostenersparnis lassen sich eben nicht einfach so miteinander vereinbaren. Man hat die Wahl: Entweder es wird teuer und dauert lang, dann weiß man aber auch, was einem zusteht. Oder es geht schnell und man schmiedet zu zweit Deals, dann muss man aber auch über seinen Schatten springen.
Kommen zu Ihnen auch Paare, die sich am Schluss doch nicht scheiden lassen wollen?
Michael Eitel:
Das gibt es. Genau beziffern kann man es aber nicht, man weiß ja nicht, wie es bei einem Paar weitergeht, wenn es sich nicht noch einmal in der Kanzlei meldet. Aber ungefähr zehn Prozent der Paare melden sich nach der Erstberatung nicht mehr.
Vielleicht ja auch deshalb, weil die Paare merken, dass Scheidungen Geld kosten? Eine einfache Trennung wäre doch auch in Ordnung.
Michael Eitel:
Der Highscorer unter meinen Mandanten hat das 19 Jahre lang so gemacht. Aber das ist gefährlich. Schon weil der Rentenausgleich bis zur Scheidung läuft. Wenn die Entscheidung dahin geht, dass die Ehe keinen Bestand mehr hat, dann muss man durch diese belastende Phase durch.
Besonders belastend ist es, wenn es zum Rosenkrieg kommt. Was sind die schlimmsten Waffen?
Michael Eitel:
Am schlimmsten ist es, wenn Kinder als Instrument benutzt werden. Aber natürlich gibt es auch filmreife Waffen. Ein Mandant etwa hat die Seitensprünge seiner Frau mit einem Diktiergerät nachgewiesen. Das hat er im Auto in der Klopapierrolle auf der Hutablage deponiert – in den damals üblichen Häkelmützchen. Immer wenn die Dame dann mit dem Lover nach der Disco Brunftgeräusche abgegeben hat, schaltete sich das Diktiergerät ein und zeichnete alles auf.
Wer streitet fieser?
Michael Eitel:
Die Methoden sind unterschiedlich. Männer sind stringenter, Frauen hinterhältiger. Es gibt einen Unterschied in der Kampfesweise. Früher habe ich lieber Frauen vertreten, da kann man Claims abstecken und gestalten. Schließlich können Frauen meistens Forderungen stellen. Mittlerweile vertrete ich aber hauptsächlich Männer – einen Grund gibt es dafür nicht. Der Vorteil: Männer sind klarer in der Entscheidung.
Was raten Sie Paaren, die heiraten wollen?
Michael Eitel:
Ich erlebe es fast nie, dass jemand ein Anfangsvermögensverzeichnis hat. Dabei könnte die Hälfte aller Streitigkeiten im Zugewinnausgleich damit vermieden werden. Paare sollten deshalb genau aufstellen, wer wie viel Geld und welche Sachwerte mit in die Ehe bringt. Führt man dann auch noch den Wert der Sachwerte auf, spart man sich später teure Gutachten.
Und einen Ehevertrag?
Michael Eitel:
Wir haben ein sehr gutes Familienrecht mit gerechten Ausgleichsmechanismen. Im Normalfall braucht es daher oft keinen Ehevertrag. Etwas anderes gilt, wenn zum Beispiel ein Unternehmen mit im Spiel ist oder man ein Fußballprofi ist, der sein Vermögen nur in den nächsten paar Jahren verdient. Oder man heiratet in späten Jahren noch einmal. Dann kann man damit Versorgungs- und Vermögensansprüche ausschließen, damit am Ende alles in der eigenen Familie bleibt.